| ruine hq kontakt über <<< |
Leben und Sterben in der Ruine #3 Eröffnung Donnerstag 6. November 2025 ab 19 Uhr mit Michael Dobrindt und Nadia Perlov ![]() Diese
Merkwürdigkeit am Leben zu sein –
wir haben ohnehin keine Wahl in der Angelegenheit. Wir sind gefangen hier - für kurze Zeit.* Während der Lauf der Zeit unweigerlich unser Dasein prägt, Strukturen mal langsamer, mal schneller erodieren, werden weiter Grenzen, Gesetze und Identitäten geschlossen. Wohl um ein Gefühl der Ordnung aufrechtzuerhalten, um alles zusammenzuhalten. Und doch fällt diese Welt immer mehr auseinander. Wird diese Welt immer weiter auseinandergerissen. Man sagt, es sei das Werk der Menschen und nennt es Anthropozän. Aber es gibt nicht nur eine Geschichte über die Welt, sondern ein Gewirr aus vielen – menschlichen und nicht-menschlichen, sichtbaren und unsichtbaren, erinnerten und ausgelöschten. Und was soll das überhaupt sein – die Welt? Die Menschen? Die Natur? Die Tiere? Die Pflanzen? Die Wir? Sie? Ich? Du? Es? Und was soll das überhaupt sein – das Anthropozän? Eine Milliarde nicht-weißer Anthropozäne oder gar keine!** Ein anderer Begriff oder eher ein Topos wäre der der Ruine. Stets im Hintergrund des ruine hq herumwabernd, beschreibt Ruine eher einen Modus als einen Zustand – vor allem keinen Endzustand oder gar eine tabula rasa. In ihren Brüchen und Rissen gewährt sie anderem, vielleicht vergessenem oder verdrängtem Wissen, anderen Formen, nicht zuletzt auch einer Vielzahl heterogener Agent*innen Unterschlupf, sie negiert das Totalisierende des theoriereinen Denkens, priviligiert stattdessen das Patchwork, das Fragment, die Bricolage und übt trotzdem ausreichend existenziellen Druck aus, sich improvisierend organisieren zu müssen und auf diejenigen Dinge zu konzentrieren, die wirklich kultiviert werden wollen (oder müssen).*** Für Leben und Sterben in der Ruine #3 haben Michael Dobrindt und Nadia Perlov über einige Tagen eine Ausstellung im ruine hq entfaltet. Darin geht es unter anderem um Science-Fiction-Käfer, verlassene Wurmhäuser, künstliche Biotope und möglicherweise Fliegenkolonien. Um Verschränkungen von Natur und Kultur, Infrastrukturen der Eingrenzung, Raumzuweisungen und Architekturen der Macht. Oberflächen und Kompositionen. Ziergärten. Baupläne. Trennungen, Abstraktionen und unsichtbare Befehle. Auch um Besetzungen, Kolonialisierungsinstrumente, Grenzen, leere Räume, Entwicklungen, Lichtstimmungen, Sichtlinien – ein Moment, eingefangen in einer Welt, deren Konturen sich immer schon permanent verschoben haben, dies in den gegenwärtigen Zeiten aber mit zunehmender Beschleunigung und unvorhersehbaren bis beängstigenden Konsequenzen tun. Leben und Sterben in der Ruine ist als potentiell endlose Ausstellungsreihe konzipiert, in der eher unregelmäßig neue Kunst dazukommt, schon gezeigte sich transformiert oder verschwindet, Veranstaltungen und mehr dazwischengreifen und ohnehin im hq stattfindende Serien und Formate sich mit der Kunst arrangieren. * Loses Zitat aus dem Song Power von Psychic TV ** Kathryn Yusoff A Billion Black Anthropocenes or None, 2018 University of Minnesota Press *** Es ließe sich mit ihrer Hilfe also vielleicht sogar an etwas anderes als das allseits beschworene Alternativlose, das aufgedrehte Business oder den autoritär-reaktionären Rückzug bzw. heute vielmehr Angriff heranreichen. Öffnungszeiten bei Veranstaltungen, nach Vereinbarung und bei zufälligem oder spontanem Vorbeikommen (Dienstag nachmittag ist meist gut, besser aber immer kurz eine email schicken vorher). *
|
english русский اللغة العربية |
||
|
|
||||