ruine hq
kontakt
über
<<< 







Leben und Sterben
in der Ruine #1


mit Beiträgen von Elke Marhöfer, Gregor Kieseritzky
und Ole Blank

Eröffnung Donnerstag 13. März 2025 ab 19 Uhr


– eine Ausstellung rund um No Future Farming als Ausstieg aus der distanzierten Kunstwelt und ein immer-schon-gewesen-seiendes-post-anthropozänes-Werden, um Auflösung von Form als Transformation von Information, um Auflösung von Sinn als Transformation von Energie, um Vermatschung als Verunklarung der klaren Begriffe, um (vielleicht auch gefährliche) Kommunikationsversuche mittels Energie, Dingen und Materie über mehrere Dimensionen (ohne genau zu wissen an wen und mit welcher message sich gewendet werden sollte), aber sicher auch noch um mehr –

Öffnungszeiten bei Veranstaltungen, nach Vereinbarung und bei zufälligem oder spontanem Vorbeikommen (Dienstag nachmittag ist meist gut, besser aber immer kurz eine email schicken vorher).

elke marhöfer no future farmers



Die Katastrophe lässt‎ sich nicht vorhersehen, sie muss gesurft werden.*

Mit der Ruine ist es ähnlich. Weder lässt sie sich vorhersehen, noch kann man ihr entkommen: sie ist um uns und in uns und dabei ist sie past, present and future gleichzeitig.

Die Ruine ist dabei wohl eher ein Modus als ein Zustand – und vor allem kein Endzustand oder eine tabula rasa. In ihren Brüchen und Rissen gewährt sie anderem Wissen und anderen Formen Unterschlupf, sie negiert das Totalisierende des theoriereinen Denkens, priviligiert stattdessen das Patchwork, das Fragment, die Bricolage und übt trotzdem ausreichend existenziellen Druck aus, sich improvisierend organisieren zu müssen und auf diejenigen Dinge zu konzentrieren, die man wirklich kultivieren will (oder muss).**

Wie ließe es sich also in der Ruine leben? Voll und dicht, voll und doll, mit all den irgendwo vorhandenen Schichten in uns und vor und nach uns? Wie überleben ohne einfach irgendwie weiterzuleben, ohne nur irgendwelche Zeiten zu überstehen? Wie ließe es sich leben trotz Long-Covid, trotz Klimakatastrophe, trotz Rechtsruck, trotz Kolonialismuskontinuitäten und Rassismus, trotz zerstörerischen Autokraten, trotz immer weiter zunehmender Prekarität und Ausbeutung, trotz KI und Algorithmen (die häufig schon besser als wir Menschen arbeiten und performen und aussehen), trotz Polykrise, Disastern, Katastrophen, trotz Räumung, auch viel trotz Angst, Depression und Hoffnungslosigkeit und und und? Und nicht zuletzt wie ließe es sich in der Ruine leben, trotz und angesichts des eigenen Sterbens?

Wie ließe es sich also in der Ruine sterben? Durch ein bewusst-Kriegen und bewusst-Haben von all dem, was vor uns war, noch heute in uns ist und nach unserem Ableben noch hier sein wird? Mit dem Verstehen, dass alles miteinander verbunden ist, dass sich alles immer ineinander und durcheinander transformiert, auch wir und unsere Körper? Dass sich unser Körper und unser Bewusstsein aber nichtsdestotrotz auflösen werden und wir nun noch als Erinnerungen, als Spuren, vielleicht auch als Geister auf der Erde weiter weilen werden? Dass der Tod nichts für uns ist, insofern der Tod nicht mit uns ist solange wir leben? Dafür aber erinnern, das wir sterblich sind? Also begreifen, dass wir keine Zombies sind und nicht als tote Lebende leben sollten, als Untote? Oder oder oder?

Offensichtlicherweise kann eine Ausstellung niemals all diese Fragen angehen, geschweige denn beantworten. Und so ist Leben und Sterben in der Ruine auch als potentiell endlose Reihe konzipiert, in der eher unregelmäßig neue Kunst dazukommt, schon gezeigte sich transformiert oder abgebaut wird, Veranstaltungen und mehr dazwischenkommen und ohnehin im hq stattfindende Serien und Formate sich mit der Kunst arrangieren.

*


* So etwas in der Art hat Paul Virilio mal bezogen auf den Unfall gesagt: “You cannot prohibit the catastrophe, you must surf it!”, Interview with Paul Virilio by Andreas Ruby, for the publication "The Art of the Accident" 1998. Interview
** Es ließe sich mit ihrer Hilfe also vielleicht sogar an etwas anderes als das allseits beschworene Alternativlose, das aufgedrehte Business oder den autoritär-reaktionären Rückzug heranreichen.








english
русский
اللغة العربية





 









                        
                                                                                                                                                 





*** anti-copyright 2024 / impressum ***